Warum ich mich in Japan nicht zuckerfrei ernährt habe und welche japanischen Süßigkeiten du trotz Zuckerverzicht unbedingt probieren solltest.
Nur 3,7 % der Japaner sind adipös – im Gegensatz zu 23,6% der Deutschen! Sie haben damit den niedrigsten Anteil an adipösen Menschen aller Industrienationen (OECD-Studie). Wie schaffen es die Japaner, trotz Überfluss schlank zu bleiben? Als großer Japan-Fan ist mein persönlicher Eindruck, dass das unter anderem an ihrem besonderen Umgang mit Zucker liegt. Was das genau bedeutet, erfährst du in diesem Post.
Wie alles begann
Meine Japanliebe begann vor ungefähr 10 Jahren, als mein damaliger Freund mir regelmäßig von diesem faszinierenden Land vorschwärmte und damit meine Neugierde weckte, mehr darüber zu erfahren. Während des Studiums habe ich dann angefangen Japanisch zu lernen und dabei viele wundervolle Menschen, kryptische Schriftzeichen und – vor allem – das leckerste Essen der Welt kennengelernt.
Das erste Mal war ich dann 2014 in Japan. An einer Uni in Kyoto habe ich fünf Wochen lang an einem intensiven Sprach- und Kulturkurs teilgenommen. Dadurch habe ich Einblicke in die japanische Gesellschaft erhalten, die man sonst als Tourist nicht bekommt. Was mich am meisten fasziniert hat, war die Hingabe und Achtsamkeit, mit der Essen in Japan behandelt wird.
Das merkt man nicht nur, wenn man einem großen Sushi-Meister wie Jiro Ono bei der Arbeit zuschaut (zu sehen in der tollen Dokumentation Jiro Dreams of Sushi). Auch bei der Herstellung der traditionellen japanischen Süßigkeiten, Wagashi, fließen die besten Zutaten, die japanische Lebensphilosophie und jahrelange Handwerkskunst mit ein. Neben dem feinen Geschmack geht es da auch um die Ästhetik – ganz nach dem Motto „Das Auge isst mit“.

Doch zurück zu meiner Reise. Vier Jahre später hielt ich die Japan-Sehnsucht nicht mehr aus und beschloss, dem Land mal wieder einen Besuch abzustatten. Schon als ich den Flug nach Tokyo gebucht habe, wusste ich, dass ich in den zwei Wochen garantiert nicht auf Süßes verzichten würde. Die Chance, all die leckeren Reiskuchen, Eissorten und Gebäckstücke wieder genießen zu können, wollte ich mir nicht entgehen lassen!
In diesem Blog-Post möchte ich dich auf meine Reise durch die Welt der japanischen Süßigkeiten mitnehmen und dir etwas über meine liebsten Spezialitäten erzählen. Du wirst schnell merken, dass Süßigkeiten in Japan aus ganz anderen Zutaten bestehen als hier in Deutschland – sie sind größtenteils vegan und oft auch glutenfrei. Am Ende möchte ich noch mit dir teilen, wie es mir bei der Rückkehr nach Deutschland mit dem Zuckerentzug ergangen ist.
Wasanbon – Zucker der besonderen Art
Auch wenn ich im Laufe der Jahre schon viel über Japan gelernt habe, gab es auf dieser Reise immer noch sehr viel Neues zu erfahren. Zum Beispiel, dass es in Japan eine besondere Zuckersorte gibt, die nirgendwo sonst auf der Welt angebaut wird. Sie heißt Wasanbon. Diese Zuckersorte wird vor allem für die Herstellung der traditionellen Süßigkeiten verwendet. Das für Wasanbon verwendete Zuckerrohr wächst ausschließlich im östlichen Teil der Insel Shikoku. Es ist viel kürzer und dünner als das Rohr, das normalerweise für die Herstellung von Zucker verwendet wird. Damit ist es zwar nicht ganz so ertragreich, hat dafür aber einen einzigartigen, honigähnlichen Geschmack.
Die Herstellung von Wasanbon wird auch heute noch komplett per Hand gemacht und dauert zwanzig Tage. Beim Raffinieren (Herauslösen des Sirups, um feinen Zucker zu gewinnen) wird ausschließlich Wasser verwendet und die Masse wird komplett nur mit den Händen geknetet! Allein dieser Schritt nimmt einen ganzen Tag in Anspruch. Zwar ist diese Methode nicht so effizient wie die industrielle Raffinerie, dafür bleibt aber der ursprüngliche Geschmack des Zuckerrohrs erhalten. Dementsprechend ist Wasanbon relativ teuer. Daher wurde nach dem Zweiten Weltkrieg leider mehr und mehr billigerer Zucker aus dem Ausland importiert. Für die traditionellen Wagashi-Süßigkeiten wird aber immer noch der japanische Zucker verwendet.
Einige meiner liebsten traditionellen und modernen Süßigkeiten Japans möchte ich dir hier vorstellen:
1. Mochi
Mochi sind kleine runde Küchlein aus klebrigem Reisteig, die man auf süße oder herzhafte Art genießen kann. Für die Herstellung wird der spezielle Mochi-Reis zuerst gedämpft und danach immer wieder geschlagen bis ein Reisklumpen entsteht. Daraus werden dann die Mochi geformt.
Die Reiskuchen werden besonders gerne zum Neujahrsfest gegessen, sind aber auch das ganze Jahr über in verschiedenen Sorten erhältlich. Meine Lieblingssorte sind Daifuku, Mochi mit Füllung. Zu den beliebtesten Füllungen gehören Erdbeeren (ja, man isst dann eine mit Reisteig umwickelte Erdbeere), Anko (eine Paste aus roten Adzukibohnen und Zucker) oder Matcha-Paste. Damit sie nicht kleben, werden Daifuku von außen mit Kartoffelstärke bestäubt.

Ich weiß gar nicht, was ich genau an Mochi so lecker finde. Isst man sie zum ersten Mal, ist die Konsistenz auf jeden Fall etwas gewöhnungsbedürftig. Sie erinnert ein wenig an Knödel, nur in Form von Reis. Mittlerweile muss ich allerdings aufpassen, dass ich nicht zu viele davon esse, denn sie machen süchtig! Das gute daran: Im Vergleich zu westlichem Gebäck sind sie nicht so süß und der klebrige Teig macht schnell satt. Erdbeeren, Bohnen und Matcha kann man ja vielleicht sogar etwas Gesundes abgewinnen 😉
2. Matcha
Auch wenn Matcha eigentlich als gemahlener grüner Tee zum Trinken gedacht ist, wird das Pulver in Japan auch oft dazu verwendet um süße Speisen zu verfeinern. Besonders Matcha-Eis hat es mir da angetan. Man findet es häufig an jeder Ecke in Form von Softeis, aber das richtig gute Eis mit einem hohen Matcha-Anteil gibt es nur in besonderen Läden, die oft gleichzeitig auch Tee verkaufen. Der Preis lohnt sich dann aber auch, denn je mehr Matcha-Pulver, desto intensiver der Geschmack. Und desto gesünder, denn Matcha ist reich an Antioxidantien.


Das grüne Pulver wird aber nicht nur zu Eis beigemischt. Es gibt alle möglichen japanischen und westlichen Süßigkeiten mit Matcha-Geschmack. Ich habe schon Schokolade, Cookies, Brownies, Cheesecake, Bagels und natürlich Latte mit Matcha gesehen, und auch die Matcha-Kitkats haben es mir angetan (auch wenn ich in Deutschland aus Prinzip nichts mehr von Nestle kaufe).
Inzwischen sind Matcha-Süßigkeiten ein wesentlicher Bestandteil meiner Japan-Tagträume geworden und waren daher unverzichtbar auf meiner Reise. Eine kleine Tüte Kitkats hat sich vielleicht auch in meinem Reiserucksack nach Deutschland geschmuggelt…
3. Taiyaki
Mein absolutes Highlight des japanischen Streetfoods: Taiyaki. Das ist ein Gebäck in Form eines Fisches, genauer gesagt einer Roten Meerbrasse (auf Japanisch Tai). Auch Taiyaki sind gefüllt – z. B. mit Anko (die rote Bohnenpaste), Pudding oder Süßkartoffelcreme. Die Meerbrasse gilt in Japan als Symbol des Glücks. Der Legende nach wurden Taiyaki erfunden, weil die echte Meerbrasse zu teuer war – ein günstigerer Glücksbringer musste her.
Ein frischer Taiyaki, der noch heiß und knusprig direkt aus der gusseisernen Form kommt, ist das beste überhaupt. Er schmeckt eigentlich genau wie frische Waffeln, und die süße Füllung ist der perfekte Ausgleich zum ungesüßten Teig.

Ich war so begeistert von dem Waffel-Fisch, dass ich in Tokyo sogar einen Taiyaki-Kochkurs gemacht habe. Ich durfte mir die Füllung aussuchen und habe mich (natürlich!) für Anko und Matcha entschieden. Die Zubereitung ist recht einfach: Teig zusammenrühren, in die heiße Form geben, Füllung rein, backen. Hier siehst du ein paar Eindrücke aus dem Kurs:



Das beste daran: Am Ende durfte ich sechs Taiyaki mit nach Hause nehmen, die ich natürlich brüderlich mit meinem Freund geteilt habe, damit das mit dem Naschen nicht Überhand nimmt!
Goodbye Japan, Hello Germany
Trotz meiner Zucker-Völlerei in Japan kann ich dir versichern, das Naschen in Japan nicht mit Naschen in Deutschland zu vergleichen ist. Japanische Süßigkeiten enthalten meist viel weniger Zucker, was man auch sofort herausschmeckt. Außerdem sind die Portionen in Japan viel kleiner. Ein Keks in Japan ist vielleicht halb so groß wie hier und 2-3 Kekse sind oft einzeln verpackt, sodass man nicht so leicht in Versuchung kommt, zu viele davon zu essen. Und gerade bei den traditionellen Süßigkeiten geht es um so viel mehr als nur Zucker. Es geht um die Geschichte und Handwerkskunst dahinter. Ein Wagashi zu einer Tasse grünem Tee zu essen ist ein richtiges Ritual. Alleine schon deswegen genießt man Süßigkeiten in Japan, ob traditionell oder nicht, viel bewusster.
Während des Urlaubs habe ich schon öfter darüber nachgedacht, ob es mir in Deutschland wieder schwerfallen wird, auf Zucker zu verzichten. In Japan habe ich bestimmt jeden Tag etwas Süßes gegessen, manchmal sogar mehrere Sachen an einem Tag. Zwischendurch hat mich da echt das schlechte Gewissen gepackt, aber ich war mir ziemlich sicher, dass das in Deutschland wieder ein Ende haben würde. Japanische Süßigkeiten sind für mich so etwas Besonderes, dass ich einfach nicht darauf verzichten wollte. Außerdem sind wir jeden Tag viel gelaufen und auch sehr viel gewandert – irgendwo musste die Energie ja herkommen 😉
Die ersten Tage daheim in München waren auch eine kleine Herausforderung, weil ich so gerne bei einem Matcha-Kitkat in Erinnerungen schwelgen wollte! Ich war da aber am Anfang nicht allzu hart mit mir und habe mir ab und zu eine Kleinigkeit gegönnt. Mittlerweile bin ich auch schon wieder in meinem alten Essensrhythmus drin. Die Kitkats liegen noch im Kühlschrank und warten darauf, beim nächsten Love Sugar Tag gegessen zu werden.

Schreib mir gerne, welche von den Leckereien du gerne mal probieren würdest (oder auch nicht) und wie du es mit Zucker im Urlaub handhabst. Ich freue mich auf deine Kommentare!
Deine Lucy
PS: Wenn du gerne noch mehr Fotos von meinem Japanurlaub sehen möchtest, dann schau doch mal auf Instagram vorbei: @loveandhatesugar
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